Boris Lurie, 1924 – 2008, Bildkünstler, KZ-Überlebender, NO!art-Gründer, New Yorker aus Riga. Und Autor: Sein Band GESCHRIEBIGTES, GEDICHTIGTES verschmilzt ungeschönte Erzählung, Poesie und böse Leichtigkeit wie kaum ein Werk, das vom Überleben im und nach dem Holocaust handelt. „Die Grundlagen meiner künstlerischen Erziehung erwarb ich in KZ’s wie Buchenwald“, schrieb Lurie. Er collagiert Bilder von Leichenbergen mit Pin-ups, attackiert Faschismus, Rassismus und den Sexismus der Konsumgesellschaft. Ohne jede Larmoyanz.
Luries literarisches Werk ist die Basis der Multimedia-Performance von Julia Wahren und Rudolf Herz. Stimme, Cello, tiefes Blech, Schlagwerk und Live-Elektronik bringen die Texte zum Klingen. In Videosequenzen kommen Kenner und Freunde von Lurie zu Wort – und Lurie selbst. Und seine verstörenden Bilder.
LURIE’S LYRICS würdigt einen großen Nonkonformisten, der nicht vordergründige Sinnstiftung wollte, sondern, so der Historiker Volkhard Knigge, „Aufschrei und Konfrontation“.
Die soghaft faszinierende Konzertperformance „Lurie’s Lyrics“ von Julia Wahren und Rudolf Herz ist kein Abend, der etwas erklären will; es ist ein Abend, dessen assoziative Kraft einen heimsucht und verfolgt. Die Musik ist das klangliche Korrelat zu Luries Collagen … Dazu singt und spricht Julia Wahren, mal in einer Art Brecht-Duktus, mal mit einem poetischen Stimmklang, im krassen Gegensatz zu dem, worum es hier geht … „Lurie’s Lyrics“ sollte unbedingt auf Tour gehen.
Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung 17.11.2022
Julia Wahren – Stimme
Jost H. Hecker – Violoncello
Leo Gmelch – Posaune, Tuba
Zoro Babel – Schlagwerk, Live-Elektronik
Komposition — Michael Emanuel Bauer, Ensemble
Video – Julia Wahren, Felix Länge
Dramaturgie, Produktion – Rudolf Herz
Die Ausschnitte mit Boris Lurie stammen aus den Filmen „Ein Besuch Boris Lurie in Manhattan“ von Matthias Reichelt (2002) und „Shoah und Pin Ups“ von Reinhild Dettmer-Finke und Matthias Reichelt (2007).
Eine Kooperation mit den Münchner Kammerspielen,
gefördert von Boris Lurie Art Foundation, New York
und Alligator Art & Science e.V., Köln